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Die Hüttn muss was können

Weingut Leo Hillinger 2, Fotograf Michael Sazel Weingut Leo Hillinger 1, Fotograf Michael Sazel

„Es kann nicht jeder Wein verkaufen… Jeder soll das machen, was er kann.“

Leo Hillinger kann, was er tut. Und das in einem Weingut, das den hochwertigen und vielfach ausgezeichneten Rebensäften in Sachen architektonisch und ästhetisch betrachteter Qualität um nichts nachsteht…

Hillinger Logo

Schon von weitem ist das fast spacig anmutende Gebäude des vom Architekturbüro gerner°gerner plus geplanten Projekts mitten auf einer Erhebung in der sanfthügeligen Joiser Landschaft zu sehen, mittlerweile schon als fixes Erkennungsmerkmal der weitläufigen nordburgenländischen Gegend etabliert.

Seit 2004 und nach nur einem Jahr Bauzeit fertiggestellt, schwebt der sichtbare Teil, der unter anderem die „Degustationslounge“ beinhaltet, auf schlanken Stützen über dem Boden, mit freiem Blick auf die umliegenden Weingärten und das Leithagebirge. Der weitaus größere Teil mit den Räumlichkeiten der Produktionsstätten liegt jedoch verborgen und im Hügel vergraben, die Mischung aus alter Bautradition, an die ursprüngliche Form der klassischen Kellergassen anlehnend, und neuer Formensprache ist einzigartig und sorgt obendrein auch noch für ideale Nutzung des Erdklimas. 24.000 m³ Erdreich wurden bewegt, um nach der Konstruktion einen Großteil des L-förmigen Gebäudes wieder einzugraben, damit sich die „Weinstöcke wie ein Mantel rund um den Bau“ schmiegen können, so die Architekten.

Manche beschreiben es mit einem kleinen Augenzwinkern als „Fertigteilkeller mit Blickkanone“ (Oliver Elsner im Mai 2004 im Standard), für andere ist es einfach ein gut gelungenes Vorreiterbeipiel, das mit innovativen Ansätzen aufzeigt, dass auch der österreichische Wein längst nicht mehr nur in alten und staubigen Anwesen produziert und verkauft werden muss, um nicht die Glaubhaftigkeit an traditionell hochwertige Qualität einbüßen zu müssen.

„Ich kann nicht hergehen und ein Schloss bauen, so baut man heutzutage nicht“,

so Leo Hillinger über das innovative Konzept des Bauwerks, in dem Transparenz und gerade Linien im Vordergrund stehen.

„Tradition ist ein wichtiges Thema in der Weinmachart und sehr wichtig, es tut mir gut, alte Bücher zu lesen und Menschen zu verstehen, doch gleichzeitig liebe ich es, in einem architektonisch zeitgenössischen Raum zu arbeiten und Offenheit und Tradition so zu verbinden.“

Hauptgeschäftsfelder des Betriebs sind Weinproduktion, -verkauf und Events, und das laut Hillinger vorrangig für „Leute, die Kohle haben…“. Diese können die Weine dann im Degustationsraum mit Weitblick verkosten, durch Glaswände Einblicke in die Arbeitsräume und den Barriquekeller der Winzerei gewinnen („Wir haben nichts zu verbergen, die Leute sollen alles sehen“) oder einen multifunktionellen Seminarraum für Veranstaltungen aller Art nutzen.

Was das architektonische Konzept angeht, würde der leidenschaftliche Weinmacher und Geschäftsmann noch einmal alles genauso bauen wie gehabt. Einzige Schwierigkeit war, das Projekt in der Gemeinde durchzusetzen, was das ganze Bauvorhaben um mehr als 2 Jahre verzögert hat.

Wie auch immer, letztendlich präsentiert sich ein ausgereiftes Vorreiterprojekt, das polarisiert und fasziniert. Treffendes Statement der Architekten:

“Marketing wird immer wichtiger, scheinbar reicht es dem Konsumenten nicht, auf ein gutes Glas Wein zu fahren – es muss mehr sein, Architektur und Umgebung müssen etwas bieten, das Ganze muss zu einem Freizeitevent werden. Das sind alles Kriterien, die derzeit in der Weinarchitektur eingreifen.“

Facts:

  • Architektur: gerner°gerner plus (Andreas Gerner, Gerda Maria Gerner)
  • Fertigstellung: 19.05.2004
  • Bauzeit: 1 Jahr
  • Investitionssumme: € 6 Millionen
  • Gebäudegrundfläche: 1850 m²
  • Aushub: 40000 m²
  • Aushubmaterial: zerschellter Schiefer
  • LKW Materialfuhren: 2500 LKW Züge
  • Betonmaterial: 2200 m³
  • Stahlmaterial: 180000 kg
  • Glasfläche 330 m²
Bibiane Hromas

Bibiane Hromas // 13. Oktober 2009

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