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Eine schöne Wohngemeinschaft

Robert Hollmann Philipp Patzel

Kann man über gute Architektur diskutieren?

Oder ist Design etwa ein Fluss in Paris?

Verstehen Architekten überhaupt was vom Leben?

Und warum dürfen in einem Hotel auch mal Makel vorhanden sein?

Ein äußerst aufschlussreiches und amüsantes Interview durfte platou vergangene Woche mit Robert Hollmann, Besitzer der Hollmann’schen Betriebe, und Geschäftsführer Mag. (FH) Philipp Patzel führen…

Hollmann Beletage Logo

Zum Unternehmen zählen das Boutiquehotel Hollmann Beletage, das Restaurant Hollmann Salon und die Veranstaltungslocation Hollmann Theater Salon, allesamt zu finden im 1. Wiener Bezirk im und am Heiligenkreuzerhof. Robert Hollmann, Schauspieler, Koch, Hotelier und Lebenskünstler, hat seine Visionen von gemütlich-persönlicher Stadthotellerie und Gastronomie gemeinsam mit Architekt Christian Prasser in mehreren Baustufen umgesetzt und ist mit seinen Ideen noch lange nicht am Ende.

Herr Hollmann, wie sieht das aus mit der Architektur im Tourismus, was kann damit geleistet werden?

„Man fängt ja schon darüber zu diskutieren an, was überhaupt gute Architektur ist, was heißt schon Design, ist das ein Fluss in Paris oder was? Design ergibt sich einfach von selbst, das entsteht dann, wenn man gut gearbeitet hat. Gute Architektur bedeutet für jeden etwas anderes…“

„Man muss einfach von der richtigen Seite anfangen, man kann nicht einfach sagen, „ich bau ein cooles Hotel mit einer coolen Architektur“, sondern man sucht sich eine Geschichte, die man vermitteln und verkaufen möchte, und darüber hinaus entsteht dann das Ganze, so gesehen ist Architektur ein Mittel zum Zweck,“

ergänzt Philipp Patzel. Jedoch geht es nach Robert Hollmann vor allem aber auch um Authentizität. Man versuche, etwas mit seiner Persönlichkeit umzusetzen bis ins letzte Detail, bis zum Knopf des Kopfpolsters, und daraus entwickle sich dann ein Produkt, das einen roten Faden aufweist und authentisch ist. Denn,

„wenn ich ein Kind bekomme, dann kümmere ich mich ja dann auch darum, dass es keine dreckigen Zehennägel hat.“

Authentizität in Hollmanns Beletage bedeutet auch, mit 25 Zimmern nicht Grand Hotel zu spielen und das Haus eher als schöne Wohngemeinschaft zu verkaufen. Da passiert es dann auch schon mal, dass jemand vor lauter Wohlfühlatmosphäre in Unterhosen auf der Couch im öffentlichen „Wohnzimmer“ sitzt.

Drei Bauabschnitte standen bisher auf dem Plan, um die Beletage in der heutigen Pracht erleben zu können. Der Hotelier und der Architekt pflegen nach jahrelanger beruflicher Zusammenarbeit „wie ein altes Ehepaar“ auch eine private Freundschaft.

„Wir haben uns im Prozess gegenseitig beeinflusst, aber im Grunde ist es Gott sei Dank seine Architektur geblieben. Das ist auch sehr wichtig für alle Bauherren dieser Welt, dass man dem Architekten vorsätzlich Freiraum lässt. Das Problem ist nur, dass die Architekten ein bisschen einen schlechten Ruf haben, auf die Art „die verstehn ja nichts vom Leben und vom Geld, wer soll denn darin wohnen?““

Die Zielgruppen des Boutiquehotels reichen von gehobenen Geschäftsreisenden, Journalisten, Künstlern, Schauspielern und Architekten bis hin zu Schwulen und der Generation der „mutigen Silver Surfers“.

„Ich muss nicht jeden ansprechen, wenn es einem nicht gefällt, braucht er ja nicht zu kommen. Ich brauche am Tag nur 25 Leute, das macht die Sache einfacher und dadurch kann ich konsequent bleiben und unsere Nische bedienen.“

Unkonventionelles Denken hat sich hier durchgesetzt. Der Mut, anders zu sein, auch teilweise Makel drinnen zu lassen, ermögliche es viel besser, sich wohl zu fühlen.

„Mann muss einfach einmal ein paar Sachen genau dagegen setzen, nur dann fängt die Sache zu leben an,“

so Hollmann über das Konzept des Hauses. Die Gemütlichkeit komme eben nicht aus dem Designerkatalog, sondern aus dem Wohnzimmer der Omi.

Ob Touristiker im Allgemeinen ein Verständnis für Architektur haben?

„Ich hoffe nicht, denn das ist unsere Chance! Aber das Problem allgemein in der Hotellerie und Gastronomie ist, dass Gastlichkeit nur dort entsteht, wo man einen Patron, eine Persönlichkeit hat, die das Ganze führt. Bei einem Projekt, wo nur eine Gruppe von Investoren dahintersteht, wird nie eine Gastlichkeit entstehen, da kann das noch so architektonisch ausgereift sein. Es muss jemanden geben, der die Sache lebt, und das ist spürbar.“

Tanja Hawryliw

Tanja Hawryliw // 26. Oktober 2009

1 Kommentar

  • Philipp Patzel

    27. Oktober 2009 um 14:51

    Unterhose? Das war ein Missverständnis – es war höchstens ein Pyjama.. ;)
    Empfinden es manche als Faux-Pas in Socken zum Frühstück zu erscheinen, so sehen wir es mittlerweile als Kompliment und als Statement des absoluten und puren Wohngefühls…

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