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Ideen zu Ende denken…

archisphere LogoGabriel Kacerovsky

Was hat Architektur mit qualitätvoller Mode und Autos zu tun?

Wird Platoumarket der Gourmetführer durch haubenverdächtige Architekturmenüs?

Und wie siehts eigentlich mit Ihren Weinkenntnissen aus?

Gabriel Kacerovsky, Geschäftsführer des Architekturbüros archisphere – architects and designers beantwortet die ein oder andere Frage in einem unserer aktuellsten platoumarket-Interviews auf sehr genussvolle und originelle Art und Weise…

Doch erst einmal zu den Fakten. Die Kreativen von archisphere sind auf die Entwicklung von Hotelarchitektur, Corporate Architektur, Wohnbau und Interior Design spezialisiert und werken seit 2000 unter der Führung von Gabriel Kacerovsky in Wien. Das Balance Resort in Stegersbach, das Hotel Tulbingerkogel und das roomz vienna sind nur ein paar Beispiele der bereits erfolgreich realisierten Hotelprojekte.

Doch was macht nun den Unterschied zwischen Durchschnittsbauten und qualitativ hochwertiger Architektur?

„Qualität ist dort spürbar und kommunizierbar, wo viele verschiedene Ebenen ineinander greifen, dort, wo die Teile ein homogenes Ganzes ergeben und ein durchgängiges Konzept spürbar ist. Qualität hat vor allem in der Architektur viel mit Authentizität zu tun, das heißt konkret, dass nicht einfach Versatzstücke von Ideen zusammengeführt werden, sondern dass man in einer strukturierten Denkweise vorgeht und immer kontinuierlich hinterfragt, wo man steht“,

so des Architekten starke Erläuterung darüber, wie sich Qualität, auch in der Architektur, erkennen lässt.

„Das zieht sich durch alle möglichen Lebensbereiche, wenn man sich qualitätvolle Mode, Grafik, Autos… ansieht, es ist immer wieder das gleiche Gefühl, dass jemand die Idee halbwegs zu Ende gedacht hat, sprich, die Einzelteile in einem hohen Maß aufeinander abgestimmt sind.“

So gesehen hängt diese Architekturqualität stark mit Komplexität und Durchgängigkeit zusammen. Es gibt immer mehr als eine Möglichkeit, Elemente zu gestalten, und das Gebäude bricht nicht gleich zusammen, wenn Änderungen durchgeführt werden, weil einfach mehr dahinter steht, als nur ein optischer Reiz.

Und wie kann nun qualitative Architektur im Tourismus überzeugen?

„Architektur ist im besten Sinne Träger des touristischen Konzepts, die Qualitäten und Chancen guter Architektur liegen darin, Begeisterung und Freude für dieses Konzept zu transportieren und durch alle Maßstäbe des gebauten hindurch fühlbar zu machen. Gleichzeitig ermöglicht Architektur auch in einer anderen Art und Weise als die Software, das heißt der Betrieb, Qualität und Lifestyle zu vermitteln. Es ist also ein wesentliches Instrument des Auftritts für ein touristisches Unternehmen.

Auf die obligatorische platoumarket-Interview-Frage, was denn die Erwartungen an eine solche Vernetzungsplattform seien, folgen klare Anforderungen:

„Die Vernetzung ist natürlich eine grundsätzliche Qualität, die wesentlichste dieser Plattform, in dem Sinn erwarte ich mir als Zusatznutzen eine wohlüberlegte Redaktion der Teilnehmer und der Beiträge. Was ich mir nicht wünsche, ist das fünfundneunzigste Wer-liefert-was-Internet-Telefonbuch, wo alle Hersteller, die zahlen, einfach aufgenommen werden.“

Eine qualitative Selektion scheint für Architekturbüros also sinnvoll.

„Außerdem bräuchte man eine schnelle Möglichkeit zu suchen, und eine visuelle Indexierung. Oft kennt man die Hersteller eh, aber wenn man sucht, und dann ein paar Namen sieht, wird man wieder daran erinnert. So wie in einem Gourmetführer, man kennt zwar die Restaurants, will aber trotzdem durchblättern, und je kleiner und besser die Auswahl ist, die präsentiert wird, desto interessanter ist es.“

Das ist auch ganz im Sinne des platoumarket-Gedankens. Sorgfältig ausgewählte Tourismusobjekte, Hersteller mit qualitativ hochwertigen Produkten und Architekten mit interessanten Tourismusreferenzen sollen präsentiert und vernetzt werden. Gabriel Kacerovsky ergänzt noch passend:

„Wenn ich auf eine Plattform schaue, dann erwarte ich, dass jedes Stück einen hohen Qualitätsanspruch erfüllt, weil ich davon ausgehen kann, dass alles bis zu einem gewissen Grad gut ist. Wenn ich mich jetzt mit meinem Büro quasi als Ware da drinnen wiederfinde, möchte ich wissen, dass da kein Wappler dabei ist. Weil mit Firmen mit Bauchladenangebot möchte man nicht gerne arbeiten, weil man jedes Produkt prüfen muss. Wenn etwas daraus nicht den Anforderungen entspricht, scheide ich die Firma in meinem Kopf aus, auch wenn nur 10% davon Mist ist, diese 10% killen mich.“

Und jetzt mal ehrlich: Sind Touristiker imstande, gute Architektur umzusetzen, schätzen und wahrzunehmen, oder sind doch nur alle „Abzocker“, sozusagen?

„Die Tourismusbranche ist eine unglaublich heterogene, da gibt es die hochprofessionellen, international ausgebildeten Profis, und dann gibt es irgendwelche Landwirte, die zwei Zimmer vermieten, weil die halt da sind und leer stehen. Ich unterstell jetzt einfach mal, Gastgeber sein ist etwas, das fast jeder Mensch gerne tut, was in der Tourismusbranche dazu führt, dass sehr viele Prominente oder anderswo erfolgreiche Menschen glauben, das auch zu können, und sich ein Restaurant oder Hotel als Prestigeobjekt zulegen. Und so könnte man noch viele weitere Gruppen definieren…“

Doch gibt es nun bestimmte Menschen unter ihnen, die der Architektur im Tourismus mehr Stellenwert einräumen als andere? Wo ist das meiste Verständnis für hochwertige  Architektur vorhanden?

„Ich glaub das geht quer durch. Weil nämlich keine unmittelbare Beziehung zwischen Architektur und Tourismus besteht. Geschmack ist Bildungssache, nicht klassenkämpferisch betrachtet, sondern als kulturelle Sozialisation.“

Erst durch die Beschäftigung mit einem Thema entwickle sich Geschmack, und die Geschmacksbildung im Eigenen könne im Bergdorfhof sowie in der Großstadt statt finden. Ein äußerst anschauliches Beispiel dafür findet der Architekt im Wein:

„Weintrinken beginnt man meist nicht von Kindheit an, man steigt im bewussten Alter ein und unterscheidet zunächst einmal zwischen süßen und sauren, roten und weißen, und vielleicht noch gespritzten oder nicht gespritzten Weinen. Wenn man dann mehrere Weine „gelernt“ hat, bemerkt man irgendwann, dass es dort noch mehr Unterschiede gibt, und schmeckt dann plötzlich Nuancen. Irgendwann, blöderweise, schmecken einem dann immer mehr die teureren Weine, die, die mit einer gewissen Liebe und Qualität ausgebaut sind.“

Lediglich im professionellen Bereich, das heißt in der Ausbildung, wäre potentiell ein Zugang zu Architektur möglich. Man wird natürlich zu einem gewissen Grad in den Hotelfachschulen etc. darauf hingewiesen, dass zumindest funktionale Zusammenhänge und gewisse Grundqualitäten abzufragen sind, was dann aber übrig bleibt, ist die eigentliche Architekturqualität, die mit der eigenen Werthaltung zu tun hat. Hier besteht in der Tourismusausbildung noch enormes Informations- und Verbesserungspotential.

Bleibt noch zu klären, welche Kompetenzen das Team von archisphere konkret für den touristischen Bauherren vorweisen kann?

„Wir haben den Vorteil, dass einige Kompetenzen zusammenkommen und dadurch speziell für die Hotellerie ein gutes Angebot darstellen. Einerseits können wir ein Gesamtanbieter sein, der von der architektonischen Feasibility zur gemeinsamen Konzeptentwicklung über sämtliche Baudienstleistungen, Behördenplanung, Ausschreibungen und Bauaufsicht bis zum Interior Design alles aus einer Hand anbieten kann. Dazu kommt, dass wir uns in den letzten Jahren intensiv mit diesem Thema beschäftigt haben und dadurch ein recht großes Reservoir an unterschiedlichsten Lösungen und Ansätzen haben und durch intensives Research einen guten Überblick über das haben, was sich aktuell im Bereich Hotellerie tut. Wir haben durch die Zusammenarbeit mit den bisherigen Auftraggebern ein relativ gutes Verständnis über die wirtschaftlichen Anforderungen und Herangehensweisen entwickelt und schlussendlich, und das darf nicht zu kurz kommen, sehen wir uns als kreatives Büro und als Ideengeber und können dazu beitragen, eine Vision zu entwickeln und diese auch durchgängig umsetzen.“

Das Architekturbüro konnte mit den bisherigen Auftraggebern außerdem immer im festgelegten Budgetrahmen agieren, was besonders im Tourismus oft eine wesentliche Anforderung ist.

„Das Feedback von den Betreibern ist, dass es gut verkaufbare und profitable Häuser sind, und die meisten liegen im Moment deutlich über dem Marktdurchschnitt.“

Tanja Hawryliw

Tanja Hawryliw // 20. Oktober 2009

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