Altstadt Vienna, Hotel

„Schlechte Architektur und gute Architektur kosten gleich viel - Deshalb leiste ich mir gute.“ Nach dieser Prämisse hat sich der Hausherr Otto E. Wiesenthal im Jahr 2006 entschieden, den italienischen Star-Architekten Matteo Thun mit der Ge- staltung einer gesamten Etage - acht Zimmer, eine Suite – zu betrauen.

Entsprechend dem Stil des Hauses zeigen sich die Räume mit zurückhaltender Eleganz. Matteo Thun ließ den Charme der Belle Epoque und ihren charakteris- tischen Lebensstil mit moderner Interpretation wieder aufleben. Als Grundlage seines Konzeptes diente das Leben der Josefine Mutzenbacher, der wohl bekanntesten Dirne Wiens des fin de siècle. Dunkle Farben dominieren die Ausstattung, barocke Muster bestimmen Vorhänge und Tapisserie, dunkel gebeizte Eichenböden vervollständigen das Farbkonzept. Mit rotem Samt bezogene Möbelklassiker und imposante Kristallluster verleihen den Räumen eine sinnliche Atmosphäre. Helle, cremefarbene Vorhänge erleichtern das Gesamtbild der opulenten Inszenierung. Offene Bäder vervollständigen das luxuriöse Ambiente. Jedes Zimmer ist nach einem weiblichen Vornamen benannt, der in einen großformatigen, grauen Teppich eingewoben wurde.

Die von Matteo Thun gestaltete Suite, das so genannte „Herrenzimmer Felix“ unterscheidet sich von der Gestaltung der Einzel- und Doppelzimmer insbeson- dere durch die Dominanz des Bades. Eine freistehende Badewanne sowie Waschbecken und Spiegel stehen auf einem Podest. Damit setzt der Architekt die Rituale der Körperpflege und der Verführung bewusst in Szene. Die dunklen Farbtöne der gesamten Raumgestaltung – durch Streifen und florale Muster aufgelockert – bilden einen farblichen Kontrast, wodurch Badewanne und Waschbecken noch stärker hervortreten. Matteo Thun ist es vorbildlich ge- lungen, modernen Komfort mit imperialistischem Stil in einen harmonischen Einklang zu bringen.

In einer weiteren Umbauphase gestaltete das Designerinnen-Duo Polka – Marie Rahm und Monica Singer – zwei zusätzliche Zimmer. Ihre Räume sind geprägt von weiblichem Charme, vornehmer Zurückhaltung und spielerischer Transparenz.

Die größte Herausforderung in den verschiedenen Phasen des Umbaus bestand darin, die Umnutzung mit einem möglichst geringen strukturellen Aufwand zu re- alisieren und die charakteristischen Merkmale des Patrizierhauses weitgehend zu erhalten. Speziell der Einbau der Sanitärräume stellte die Planer vor eine ganz besondere Aufgabe, die sowohl Matteo Thun als auch POLKA beispielhaft gemeistert haben.