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Scharfe Architektur für den Tourismus

Gerda Maria & Andreas Gerner

„Die Menschen sind grundsätzlich neugierig, und so wie Motten das Licht umschwirren, wollen die Leute aufgrund ihrer Neugier architektonisch spannende Tourismusobjekte sehen. Wenn das, was sie sehen, gut ist, kommen Sie wieder.“

Diese Woche im aufschlussreichen platoumarket-Interview: Gerda Maria und Andreas Gerner, Inhaber des Wiener Architekturbüros gerner°gerner plus.

Logo gernergernerplus

Seit der Gründung des Büros im Jahr 1997 wurden vom vielseitigen Team neben Wohn- und Privatbauten auch einige vom touristischen Standpunkt höchst interessante Weingutprojekte in verschiedenen Ecken Österreichs realisiert. Prominentestes Beispiel hierfür ist der Neubau des Weinguts Leo Hillinger, aber auch die Winzerfamilien Haimel, Hundsdorfer und Wellanschitz produzieren und verkaufen ihre kostbaren Tropfen nun in neu gestalteten Räumen á la gerner°gernerplus. Die erst kürzlich eröffnete Gebietsvinothek in Kirchberg am Wagram rundet das Portfolio stimmig ab.

Frau Gerner, wie sehen Sie die Architektur im Tourismuskontext?

„Ich glaube, dass es, bis auf sehr wenige Ausnahmen, heutzutage grundsätzlich keine touristischen Projekte mehr gibt, die vollkommen ohne Architektur auskommen. Es ist ein Zeichen der Zeit, die Menschen erwarten mehr als das Herkömmliche, sie wollen mit neuen Ideen und innovativen Materialien konfrontiert werden“,

so die Architektin. Auf die Frage, wie sich die persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Auftraggebern im Tourismusbereich gestalten, und ob sich hier Konzepte immer leicht durchsetzen lassen, antwortet Gerda Maria Gerner:

„Es kann gesagt werden, dass bis auf ein einziges Mal unsere Konzepte mit all den Ideen, Entwürfen und authentischen Materialien mit ehrlicher Argumentation und Kommunikation hundertprozentig umgesetzt wurden.“

„Woran es jedoch scheitern kann, dass Konzepte angenommen werden, sind natürlich die Kosten. Kurz gesagt geht’s darum, „was kost’s, was bringt‘s“. Projekte wie Weingüter müssen sich oftmals über Generationen rechnen, daher ist es wichtig, dieses Gleichgewicht aus Kosten und Nutzen herzustellen. Mit dem vorgegebenen Budget muss das Bestmögliche herausgeholt werden, und bei einem guten Projekt gelingt das auch und alle sind zufrieden“,

ergänzt Andreas Gerner. Diese Rechnung sei im Tourismus noch viel strenger als in anderen Bereichen, da aufgrund der Berücksichtigung von Wirtschaftslagen oftmals vorsichtiger budgetiert werde. Gemeinsam mit den so wichtigen Förderungen müsse das ganze Projekt dann jedoch wie aus einem Guss kommen, um die Harmonie zwischen ansprechender Ästhetik und top funktionierendem Gebäude zu gewährleisten.

„Ich glaube, dass es gerade im Tourismus aufgrund des doch oft sehr engen Kostenkorsetts noch viel geschärftere Architektur braucht, um alle Anforderungen zu erfüllen. Ein solches Gebäude muss etwas Einmaliges sein, hier geht es auch darum, Bewusstsein zu stärken und Identifikation mit dem Objekt zu ermöglichen“,

so Architektin Gerner. Und was erwarten sich die Profis nun von einer Plattform wie platoumarket? Die Expertin trifft es auf den Punkt:

„Ganz wichtig ist zum einen die Vermittlung, und zwar nicht nur im Sinne von Vermarktung und Verkauf, sondern auch die Vermittlung der Qualitäten von guter Architektur. Weiters begrüße ich die Vernetzung, und dass es diesen Austausch gibt, der durch die Einbindung unterschiedlicher Zielgruppen ermöglicht wird. Diese Quervernetzung führt hoffentlich dazu, dass Touristiker interessante Architekten für Ihre Projekte finden, und dass Experten in Ihren jeweiligen Gebieten Erfahrungen austauschen und das für die Besucher der Plattform nachlesbar ist. Ich erwarte mir davon, dass man dadurch leichter an Informationen zu Projekten herankommt, und nicht alles stückchenweise zusammentragen muss.“

„Mir ist es sehr wichtig, dass das Wissen gestärkt wird, und dass versucht wird, die Anforderungen aller Beteiligten durchsichtiger und verständlicher zu machen und somit auf den Punkt gebracht werden kann, worum es beim Planungs- und Bauprozess im Tourismus wirklich geht“,

ergänzt Herr Gerner,

„und außerdem ist es notwendig, dass auch die Politiker und finanziell und gesellschaftlich Verantwortlichen durch Vorträge und Veranstaltungen sensibilisiert werden. Der Blickwinkel muss geweitet werden.“

Bliebe noch eine Frage: Welche speziellen Kompetenzen können gerner°gernerplus zukünftigen Bauherren im Tourismus bieten?

„Besonders wichtig ist uns die Gesamtkomposition. Wir beschäftigen uns immer sehr intensiv sowohl mit den örtlichen Gegebenheiten als auch mit den Personen, die die Projekte dann betreiben. Oftmals geht es um Familientradition und um Details der Umgebungen und der Landschaften, welche wir stark berücksichtigen und in der Materialwahl miteinbeziehen, um Qualität zu erkämpfen und den Objekten eine Identität zu verleihen. Weiters werden Zielgruppen natürlich stark miteinbezogen, denn die geplanten Projekte sollten möglichst auch in einigen Jahren noch Gültigkeit haben und technisch, ökologisch und ökonomisch weiterhin ins Konzept passen.

Schlussendlich liegt uns sehr viel daran, nicht mit Pseudomodernität und modischem Schnickschnack zu blenden, sondern durch zeitloses Design Raumqualitäten spürbar zu machen.“

Tanja Hawryliw

Tanja Hawryliw // 01. Dezember 2009

1 Kommentar

  • Vaki Tolla

    3. Februar 2011 um 20:09

    Wahnsinn! So eine Story hatte ich garnicht geglaubt :)

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