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Ägyptischer Almhüttencharakter Adieu

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Intelligent, funktional, nachhaltig und schön? Oder sind Wellnesseinrichtungen für viele doch nur ein Mittel zum Zweck? Und wollen Gäste im Stubaital in griechisch-osmanischen Römerbädern baden?

Haben die Touristiker die Wichtigkeit von Architektur im Tourismus schon erkannt?

Und was hat das Planen und Bauen von Wellnessanlagen nun mit Rollenspielen zu tun?

Noch vor der feierlichen Eröffnung des neuen Klafs-Showrooms im BigBiz in der Wiener Dresdner Straße durfte platou exklusiv mit dem Österreich-Geschäftsführer Jürgen Klingenschmid des renommierten Planers und Herstellers von individuellen und modernen Saunakabinen und Spaprodukten plaudern. Über die Angebote und den besonderen Service, aber auch über Themen wie Nachhaltigkeit und Spa-Visionen.

Anlass für das Interview war jedoch nicht nur die Eröffnung des neuen Showrooms (mehr dazu im nächsten Blogeintrag), sondern auch die bereits seit langem gepflegte Partnerschaft des führenden Betriebs im Saunabau mit platou, die durch die Einführung unserer Plattform platoumarket noch verstärkt und unterstützt werden soll.

Um gleich zum Thema zu kommen: Was kann nach Ansicht des erfahrenen Geschäftsführers Architektur im Tourismus leisten?

„ Das ist eine spannende Frage, die wir uns selbst oft stellen, weil wir sehr design-orientiert agieren und Gestaltung, Material und Haptik eine große Rolle bei uns spielen. Wir erkennen, dass in der Tourismusindustrie schon ein gewisses Buchungsverhalten in Richtung attraktive Architektur zu verzeichnen ist. Die Frage mit einem Kommentar zu beantworten ist schwierig, aber ich persönlich würde meinen, dass Architektur im Tourismus ein absolutes Entscheidungskriterium ist, um eine Destination auszuwählen oder nicht“,

so Klingenschmid. Über den Boom der 90er Jahre, nach bestimmten Themen zu bauen und die Gäste mit ägyptisch und griechisch angehauchten Stubensaunen und toskanischen, osmanischen oder welcher Stilrichtung auch immer nachempfundenen Wellnesswelten anzusprechen meint er:

„ Das ist eigentlich schon vorbei. Es gibt noch vereinzelte Projekte, die so aufgebaut sind, und da passt das auch noch nach wie vor aufgrund der gesamten Konzeption des Gebäudes, zum Beispiel wenn das über Jahrzehnte gewachsen ist und in gewisse regional ehrliche Situationen hinein gebaut ist. Daran ist nichts Verwerfliches, das Problem ist nur wenn man so verschiedene Stilrichtungen baustufenweise einbaut, dann wird es sehr eigenartig. Aber der Trend von diesen extrem thematisierten Kabinen, egal ob alpiner Almhüttencharakter oder andere exotische Stile, das scheint in der Masse eindeutig vorbei zu sein.“

Dass die Firma Klafs schon einige Trends und Strömungen „mitgemacht“ hat, lässt bereits das über 75-jährige Bestehen des Unternehmens erahnen, das 1928 in Stettin in Schwäbisch Hall von Erich Klafs gegründet wurde. In Österreich konzipiert und realisiert der weltweit führende Hersteller von Saunaanlagen mit der Zentrale in Hopfgarten, Tirol, seit über 40 Jahren qualitativ hochwertige Wellnessbereiche. Der Markt teilt sich für Klafs zur einen Hälfte in den Privatkundenbereich von der qualitätsorientierten Low-Budget-Sauna bis zum High-End-Produkt, die zweite Hälfte wird vom gewerblichen Sektor eingenommen, der vom klassischen Hotelmarkt über Thermen, kommunale Bäder und Fitnesscenter bis hin zu Medical Spa Bereichen alle Wellnessmöglichkeiten abdeckt. Zusätzlich zu den Hauptmärkten in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden die Produkte weltweit durch Handelspartner vertrieben und besonders die Kreuzfahrtschiffindustrie erweist sich immer mehr als interessante Spielwiese, um qualitativ hochwertige Wellnessbereiche zu erschaffen.

Eine der stärksten Kompetenzen des Unternehmens sieht Jürgen Klingenschmid darin, dass laufend Produktentwicklung und Forschung betrieben wird. Außerdem wird ein Großteil der Forschungs-, Fertigungs- und Montageleistungen im eigenen Betrieb umgesetzt und garantiert so kompakte Serviceleistungen.

„Wir suchen nach intelligenten Lösungen, die nicht nur schön aussehen, sondern auch in der Funktion Mehrwert bringen, in dem wir zum Beispiel Materialien verwenden, die aus ökologischen Gesichtspunkten sinnvoll in einer Saunakabine eingebaut werden können. Nachhaltigkeit in der Holzwirtschaft ist ein Thema, oder aber auch in der Energiewirtschaft sinnvolle Lösungen zu finden, die es ermöglichen, mit möglichst wenig Energie schöne und gut funktionierende Wellnessanlagen zu bauen.

Ein weiterer wichtiger Kompetenzbereich ist es, in Kombination mit den Architekten anspruchsvolle und attraktive Gesamtanlagen zu kreieren, hier können wir als Sub-Planer unsere spezifischen Kenntnisse einbringen und den Planern helfen, Wellnessbereiche auch funktional sinnvoll zu gestalten.

Der dritte Vorteil, der besonders im Tourismus zu tragen kommt, ist das flächendeckende Servicenetz, das wir in Österreich anbieten. Wenn es einmal zu einer Störung kommt, kann man unproblematisch und kostentechnisch günstig, weil in der Region anwesend, einen technischen Support bekommen.“

Ob er denn glaubt, dass Architekten generell etwas von Tourismus verstehen?

„Teils-Teils, man kann sicher nicht alle in einen Topf werfen. Es gibt sehr wohl die, die die Wichtigkeit von Architektur im Tourismus erkannt haben und dieses Thema aufgreifen, aber ob das nun so ein durchgängiges Attribut eines Architekten ist, wage ich jetzt einmal zu bezweifeln.“

Die breite Masse der Touristiker tue sich auch eher schwer, gerade in traditionell geprägten Regionen neue Wege zu gehen und das Thema Architektur von dieser differenzierten Seite zu betrachten.

„Verständnis ja, Verstehen eher nein“,

so Klingenschmid über seine Einschätzung über die Beziehung zwischen Touristikern und Architektur. Das Verhältnis von Klafs zu Planern und Gestaltern sei ein sehr entspanntes, naturgemäß sind sie der engste Partner im Prozess der Planung und Realisation eines Wellnessbereichs. Wichtig sei, dass das Unternehmen nicht als Konkurrent zur Architektur erkannt wird, sondern eher als „dazu-Arbeiter“, das mit Fachkompetenz und Erfahrung zeigt, was am besten in eine vorgegebene Architektur hineinpasst. Klingenschmid betont:

„Jeder muss sich seiner Rolle im Vorhinein bewusst sein, kritisch wird es immer wenn der Eine glaubt, die Rolle des Anderen spielen zu können. Wenn wir in einem Projekt mit einem Blick erkennen, dass es architektonisch interessant sein mag, aber aus der Sichtweise der Bedarfsermittlung eines Hotels oder des Badeablaufes einer funktionierenden Anlage nicht sinnvoll ist, dann ist es an der Zeit, dass man auf die Kompetenzen innerhalb der Rollen hinweist. Ehrlichkeit währt am längsten, das gilt auch hier. Wenn man von vornherein offen mit den Architekten kommuniziert, gibt es im Regelfall auch kein Problem.“

Durch intensive Material- und technische Forschung und permanente Weiterentwicklung forciert das Unternehmen die Nachhaltigkeit der Produkte. Obwohl in der Anschaffung eher im hochpreisigen Segment liegend, sind die Saunakabinen im Betrieb günstig, weil sie sehr energieeffizient betrieben werden können. Ein Beispiel: der Klimanager, der es ermöglicht, je nach vorhandener Luftqualität Wärme im Ofen zu erzeugen und nur in Abhängigkeit der Personenanzahl Energie nachzulegen. Auch das „Green-Sauna“-Paket erlaubt, in nahezu allen klassischen Saunamodellen mit deutlich weniger Energiezufuhr zu arbeiten und die Saunawärme besonders lange in der Kabine zu halten. Energieverbraucher wie Licht, Farblicht oder Klangeinrichtungen sind dann ausschließlich während des Aufenthaltes in der Saunakabine in Betrieb und sorgen so für die Erfüllung des ökologischen Anspruchs.

Auf die Frage, ob er sich vorstellen könnte, einen Wellnessbereich in einem Passivhotel unterzubringen, antwortet Klingenschmid bestimmt:

„Auf jeden Fall, so ein Projekt würde uns schon seit einiger Zeit reizen, wobei man dann natürlich genau darauf achten muss, welche Badeformen sich in der Tat für so einen Einsatz eigenen. Die Forschung und Entwicklung geht schon sehr stark in diese Richtung, aber man muss natürlich auch die Bauherren finden, die bereit sind nicht nur zu bauen, sondern ein bestimmtes Thema herauszugreifen und das mit den entsprechend höheren Anschaffungskosten zu realisieren und einerseits ökologisch sinnvoll zu agieren und andererseits Vorreiter zu sein.“

Für die Partnerschaft mit platou und den Einstieg in platoumarket interessiert sich Klafs primär, weil das Unternehmen der festen Überzeugung ist, dass in erster Linie bei Bauherren, aber auch bei Architekten mehr Bewusstsein für die qualitativen Inhalte einer Sauna und Wellnesslandschaft entstehen wird.

„Wir sehen uns heute des Öfteren damit konfrontiert, dass es zwar entscheidend ist, welche Matratzen man im Zimmer hat und welche Küche das Hotel besitzt, aber die Wellnesseinrichtungen sind sozusagen Mittel zum Zweck, man muss es halt haben, und dann sind sehr oft auch die Dinge wie Qualität in der Technik, im Design und in der Planung etwas zu oberflächlich.

Wir vermuten, dass sich auf der geplanten Plattform die hellen Köpfe des Landes schlau machen und dieses Wissen dann in die Bereiche der Touristiker, Hoteliers, Entscheidungsträger, Architekten und Planer transportieren. Wir hoffen dass sich hier Experten austauschen, denn Expertenmeinungen sind immer wichtig für Entscheidungsträger.“

Tanja Hawryliw

Tanja Hawryliw // 28. September 2009

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